Synesios von Kyrene (altgriechisch Συνέσιος Synésios; * um 370; † nach 412) war ein spätantiker griechischer Philosoph, Schriftsteller und Dichter. Er stammte aus einer vornehmen Familie der Stadt Kyrene im Osten des heutigen Libyen. Ab 411/12 amtierte er als Bischof der Provinzhauptstadt Ptolemais in seiner Heimatregion, der Kyrenaika.
Synesios war maßgeblich vom Neuplatonismus geprägt, der damals die vorherrschende philosophische Schulrichtung war. Eine wesentliche Rolle spielte dabei der Einfluss der paganen Neuplatonikerin Hypatia, bei der er seine philosophische Ausbildung erhielt und mit der er eng befreundet blieb. Da er zugleich Christ war, sah sich Synesios vor die Aufgabe gestellt, das platonische Welt- und Menschenbild mit dem christlichen Glauben in Einklang zu bringen. Die synkretistische Religiosität, die sich daraus ergab, kommt in seinen Hymnen und seiner Korrespondenz zum Ausdruck. Die Verbindung von philosophischem Erkenntnisstreben und literarisch-musischer Aktivität stellte für ihn die ideale Lebensform dar, für die er als Schriftsteller eintrat.
Als Gesandter seiner Heimatprovinz Libya superior weilte Synesios drei Jahre lang in Konstantinopel, der Hauptstadt des Oströmischen Reichs. In den Machtkämpfen am dortigen Kaiserhof ergriff er entschieden Partei und stellte seine schriftstellerische Begabung in den Dienst seiner politischen Überzeugung. Nach seiner Rückkehr beteiligte er sich energisch an der militärischen Sicherung seiner Heimat. Vehement trat er gegen Willkür und Korruption in der Verwaltung auf. In seiner politischen Philosophie berief er sich auf ein Tugendideal und Herrscherbild, das sich an einer verklärten fernen Vergangenheit orientierte.
Neben Hymnen und Briefen verfasste Synesios auch Reden, Predigten, einen Roman und Abhandlungen über unterschiedliche Themen. Seine „Königsrede“ ist eine wichtige Quelle für die politische Ideengeschichte. Die Briefe galten im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit im griechischen Sprachraum als stilistisch vorbildlich.
Die moderne geistesgeschichtliche Forschung hat der von Synesios versuchten Synthese von Platonismus und Christentum viel Beachtung geschenkt. Ein unter Historikern kontrovers erörtertes Thema ist die Frage, was von Synesios' Darstellung seiner Zeit als Niedergangsepoche zu halten ist. Zumindest dokumentiert sein Werk eine solche Sichtweise in der Führungsschicht, der er angehörte.